Wir haben ja strassentechnisch ja schon
vieles erlebt und waren auf die USA via Teer eingestellt. Aber weit
gefehlt. Was wir in den letzten Wochen hier erleben dürfen, erfreut
unser Camper-, Natur-, und Offroadherz. Camperherz, weil es hier für
uns Unmengen von wilden Schlafplätzen gibt, die wir mit Leichtigkeit
finden und die wirklich jedes Mal schön sind.

Naturherz, weil wir zwei super schöne,
menschenleere Naturparks besucht haben: Die Coyote-Buttes-Wildnis:
ein Arenal, das man nur mit einer Sondererlaubnis besuchen darf, von
der am Tag nur zehn übers Internet und zehn morgens über eine
Lotterie vergeben werden. Somit sind unglaublich wenige Menschen dort
unterwegs und die Natur ist nahezu unberührt. Wir bewanderten die
Gegend einen Tag lang und verbrachten dort die Nacht mit unserem
Dicken.

Weiterhin erfreute unser Naturherz der
Buckskin-Gulch-Canyon. Dieser Canyon ist aus so weichem Sandstein,
dass das Wasser sich sehr tief in den Fels rein fressen konnte. Wir
betraten den Canyon durch den „Middle Trail“, der noch so
naturbelassen ist, dass wir den Wanderweg und den Einstieg selber
suchen durften, um in den Canyon einzusteigen. Als wir in Coyhaique
unser Auto repariert

haben, hat uns Milena, eine unserer
„Gastschwestern“ einen Film empfohlen (ich glaub er hieß „128
Stunden“), in dem ein Typ über einen schmalen Canyon springt, dann
in eben diesen reinfällt und sich seinen Arm in einem Felsen
einklemmt. Ziemlich üble Geschichte, aber: in eben dieser Art von Canyon
sind wir gewesen: super schmal (man konnte mit ausgestreckten Armen
beide Felswände berühren) und eiskalt, weil die Sonne nur kurze
Zeit bis auf den Boden scheint. Es war unglaublich schön zu sehen,
wie die vom Wasser geformten Felsen von Sonne und Schatten umspielt
wurden.

Ja und nun kommen wir zum Offroadherz:)
Nachdem wir den Buckskin-Gulch verlassen haben, beschlossen wir
querfeldein über den Grand Staircase (großes Treppenhaus)
Nationalpark zu fahren. Dies ist ein riesiges Areal, das entstanden
ist, als sich im Zuge der Plattenverschiebung das Coloradoplateau
erhob. Ein Teil dieses Plateaus ist ein Gebiet voller Falten, Risse
und Brüche, das Grand Staircase. Dort suchten wir uns eine Strecke
mit dem unheilvollen Namen „Death Ridge Road“
(Todes-Rand-Strasse). Die Strecke hielt was sie

versprach: sie war
super schmal, voller Ausspülungen von starken Regenfällen, Löchern,
Bäumen und Felsen, die im Weg lagen. Die Strecke war für mich als
Beifahrerin so nervenaufreibend, dass kaum Fotos davon existieren...
Jedenfalls kämpften wir uns tapfer 4-5 Stunden lang durch die
Strecke und wurden am Ende mit einem wunderschönen
Schlafplatz belohnt, mit Ausblick auf den gegenüberliegenden
Bryce-Canyon. Als wir am nächsten Morgen weiterfuhren, fanden wir in
entgegengesetzter Richtung ein Schild, das besagte, dass die Straße,
durch die wir uns so mühsam gekämpft haben, für Autos gesperrt
sei.

Nach dieser Nervenaufreibenden Aktion
entspannten wir einen Tag lang am Pine Lake, besuchten den Bryce
Canyon und das Capital Reef und machten uns dann auf den Weg zum
Canyonlands Nationalpark um von dort nach Moab zu gelangen, der
4x4-/Offroad-Hochburg schlechthin. Keiner von uns beiden hätte
gedacht, dass die Strecke so heftig werden würde: wir sind uns
einig, dass es eine der drei krassesten Straßen war, die wir je
gefahren sind. Und wir haben eine sehr wichtige Lektion gelernt:
unser Dicker kann auch Stufen fahren: hoch UND runter. Die Stufen
waren stellenweise kniehoch und am Abgrund. Die letzten 2-3km führten
über ein felsiges Flussbett. An dieser Stelle muss ich sagen, dass
Claus sich da echt allerhand getraut hat, ich hatte ordentlich die
Hose voll und war ehrlich froh, dass nicht ich dran war mit fahren.
Dazu gibts bei uns eine Neuerung: Ich habe unseren Abstieg gefilmt (so weit das ging), die Videos sind
hier zu finden. Witziger weise trafen wir kurz darauf in Moab zwei Jungs, die nach
uns die gleiche Strecke gefahren sind, allerdings mit zwei
Vollkrossmaschinen (HP2 und KTM690). RESPEKT!
Das war ganz schön viel Aufregung für
eine sehr kurze Zeit. Heute schauen wir uns noch Moab an und machen
uns dann auf den Weg in den Norden.