Sonntag, 29. April 2012

USA 4x4


Wir haben ja strassentechnisch ja schon vieles erlebt und waren auf die USA via Teer eingestellt. Aber weit gefehlt. Was wir in den letzten Wochen hier erleben dürfen, erfreut unser Camper-, Natur-, und Offroadherz. Camperherz, weil es hier für uns Unmengen von wilden Schlafplätzen gibt, die wir mit Leichtigkeit finden und die wirklich jedes Mal schön sind.

Naturherz, weil wir zwei super schöne, menschenleere Naturparks besucht haben: Die Coyote-Buttes-Wildnis: ein Arenal, das man nur mit einer Sondererlaubnis besuchen darf, von der am Tag nur zehn übers Internet und zehn morgens über eine Lotterie vergeben werden. Somit sind unglaublich wenige Menschen dort unterwegs und die Natur ist nahezu unberührt. Wir bewanderten die Gegend einen Tag lang und verbrachten dort die Nacht mit unserem Dicken.

Weiterhin erfreute unser Naturherz der Buckskin-Gulch-Canyon. Dieser Canyon ist aus so weichem Sandstein, dass das Wasser sich sehr tief in den Fels rein fressen konnte. Wir betraten den Canyon durch den „Middle Trail“, der noch so naturbelassen ist, dass wir den Wanderweg und den Einstieg selber suchen durften, um in den Canyon einzusteigen. Als wir in Coyhaique unser Auto repariert 
haben, hat uns Milena, eine unserer „Gastschwestern“ einen Film empfohlen (ich glaub er hieß „128 Stunden“), in dem ein Typ über einen schmalen Canyon springt, dann in eben diesen reinfällt und sich seinen Arm in einem Felsen einklemmt. Ziemlich üble Geschichte, aber: in eben dieser Art von Canyon sind wir gewesen: super schmal (man konnte mit ausgestreckten Armen beide Felswände berühren) und eiskalt, weil die Sonne nur kurze Zeit bis auf den Boden scheint. Es war unglaublich schön zu sehen, wie die vom Wasser geformten Felsen von Sonne und Schatten umspielt wurden.

Ja und nun kommen wir zum Offroadherz:) Nachdem wir den Buckskin-Gulch verlassen haben, beschlossen wir querfeldein über den Grand Staircase (großes Treppenhaus) Nationalpark zu fahren. Dies ist ein riesiges Areal, das entstanden ist, als sich im Zuge der Plattenverschiebung das Coloradoplateau erhob. Ein Teil dieses Plateaus ist ein Gebiet voller Falten, Risse und Brüche, das Grand Staircase. Dort suchten wir uns eine Strecke mit dem unheilvollen Namen „Death Ridge Road“ (Todes-Rand-Strasse). Die Strecke hielt was sie 
versprach: sie war super schmal, voller Ausspülungen von starken Regenfällen, Löchern, Bäumen und Felsen, die im Weg lagen. Die Strecke war für mich als Beifahrerin so nervenaufreibend, dass kaum Fotos davon existieren... Jedenfalls kämpften wir uns tapfer 4-5 Stunden lang durch die Strecke und wurden am Ende mit einem wunderschönen Schlafplatz belohnt, mit Ausblick auf den gegenüberliegenden Bryce-Canyon. Als wir am nächsten Morgen weiterfuhren, fanden wir in entgegengesetzter Richtung ein Schild, das besagte, dass die Straße, durch die wir uns so mühsam gekämpft haben, für Autos gesperrt sei.
Nach dieser Nervenaufreibenden Aktion entspannten wir einen Tag lang am Pine Lake, besuchten den Bryce Canyon und das Capital Reef und machten uns dann auf den Weg zum Canyonlands Nationalpark um von dort nach Moab zu gelangen, der 4x4-/Offroad-Hochburg schlechthin. Keiner von uns beiden hätte gedacht, dass die Strecke so heftig werden würde: wir sind uns einig, dass es eine der drei krassesten Straßen war, die wir je gefahren sind. Und wir haben eine sehr wichtige Lektion gelernt: unser Dicker kann auch Stufen fahren: hoch UND runter. Die Stufen waren stellenweise kniehoch und am Abgrund. Die letzten 2-3km führten über ein felsiges Flussbett. An dieser Stelle muss ich sagen, dass Claus sich da echt allerhand getraut hat, ich hatte ordentlich die Hose voll und war ehrlich froh, dass nicht ich dran war mit fahren. Dazu gibts bei uns eine Neuerung: Ich habe unseren Abstieg gefilmt (so weit das ging), die Videos sind hier zu finden. Witziger weise trafen wir kurz darauf in Moab zwei Jungs, die nach uns die gleiche Strecke gefahren sind, allerdings mit zwei Vollkrossmaschinen (HP2 und KTM690). RESPEKT!
 
Das war ganz schön viel Aufregung für eine sehr kurze Zeit. Heute schauen wir uns noch Moab an und machen uns dann auf den Weg in den Norden.