Freitag, 27. Januar 2012

Eine Seefahrt die ist lustig...

Wir wurden von John unserem neuseeländischen Kapitän bei Anbruch der Dämmerung auf unser Schiff die „Wildcard Sydney“ gebracht, welches einige hundert Meter vor der Küste Cartagenas vor Anker lag. Zwei Amerikaner, der Maat und drei Deutsche waren schon an Bord und erwarteten unsere Ankunft. Nach dem unser Gepäck und die Nahrungsvorräte verstaut waren,waren alle gespannt aufs Ablegen. Aber nichts geschah. Das Fluchen unseres Kapitäns, was uns noch auf der gesamten Seereise begleiten sollte, erweckte unsere Aufmerksamkeit. Ah der Motor springt nicht an...ok das fängt ja gut an. Durch die Hilfe von Karsten, der kurzerhand den Anlasser mit einem Schraubendreher überbrückte ging es dann endlich so um 20 Uhr los. Wir waren alle etwas hungrig, aufgeregt und gespannt was auf uns zu kam. Die ersten Seemeilen aus der sichern Bucht verliefen soweit ganz angenehm, obwohl es mich doch sehr wunderte, dass wir trotz GPS, Autopilot und elektronischen Seekarten die Navigation, per Bojen suchen, absolvierten. Nachdem wir die offene See erreicht hatten konnte ich mir darüber wenig Gedanken machen, denn der seitliche Wind, der das Boot ordentlich von links nach rechts schaukelte machte mir und meinem Magen doch etwas zu schaffen. Ein Glück hatten wir vor Antritt der Reise, Tabletten gegen Seekrankheit gekauft und sie auch vorschriftsmäßig eine Stunde vor Abfahrt eingenommen. Jetzt kämpften wir eigentlich nur mit der doch überraschend starken Bewegung des Schiffes und der für uns ungewohnten Fortbewegung bei hoher See. Die Nacht verlief mehr schlecht als recht. Ich fand kein richtiges Bett, nach dem wir nach einer Stunde Schlaf in unserer Kajüte von einer Welle, die über das Deck gespült war, durch unser Dachfenster eine
ungewollte Seewasserdusche abbekommen hatten. Agnes nahm das untere zweite Bett aber dort war kein Platz für zwei. Ich lag also Steuerbord (rechts) und die Wellen drückten das Boot so stark nach links, dass ich mehrere Male aus dem Bett fiel. Festhalten und Schlafen gleichzeitig war für mich irgendwie nicht zumachen und ich beschloss die Nacht bei Morgengrauen abzubrechen. Zerknirscht wie ich war ging ich auf die Brücke und fand dort unseren völlig übernächtigten und fluchenden Kapitän mit einem 36er Schlüssel in der Mechanik des Autopiloten herum stochern. Cool dachte ich mir, mal sehen wie das noch weiter geht. Bei Tagesanbruch musste der Maat Jonny ans Ruder. „270 magnetic“ war die Anweisung. Die Sonne ging wunderschön links hinter uns auf und der Tag versprach ruhiger als die Nacht zu werden. Doch bei Sonnenaufgang legten die Wellen noch mal richtig zu, so dass die Backbordseite des Schiffes mit dem Deck die Wasseroberfläche durchschnitt. Dazu kam noch, dass unser Maat wohl nicht so oft bei starkem Seitenwind steuerte, denn auf einmal war die Sonne vor uns, rechts neben uns und dann ein Glück doch wieder hinter uns...
Die See beruhigte sich, der Autopilot weigerte sich aber dennoch beharrlich ordentlich zu funktionieren aber wir genossen jetzt die Zeit in der Sonne an Deck. Das ersehnte Frühstück war sehr einfach aber ordentlich. Einen halben Meter Baguette mit Rührei und Zwiebeln pro Mann und Maus. Die geplanten 36h Stunden Seefahrt wurden dann doch durch die bekannten Probleme zu 49h. Ich wollte schon immer wissen wie es ist mit einem Schiff auf offener See zu sein. Leider konnten wir nicht segeln, da der Wind nicht stark genug war und wir hätten kreuzen müssen. Somit bleibt für mich immer noch die Frage wie stark muss es wehen um zu Segeln und was macht das Schiff dann? Vielleicht werden wir uns auch diese Frage irgendwann beantworten können. Wir waren auf jeden Fall froh, dass wir nur mit 8 Leuten die Reise auf dem kleinen Schiff gemacht hatten, denn Zurück sollte es mit 16 Leuten gehen.
Wer auch mal eine Seefahrt machen möchte hier einige kleine Tipps: Immer ein großen Schiff nehmen (selbst 20m sind sehr klein), fragt nach Verpflegung und Snacks, wie ist die Frischwasserversorgung und nicht zu vergessen, nehmt auf jeden Fall vor der Reise genug Tabletten gegen Seekrankheit mit und nehmt sie vor der Reise ein. Wann kann sie immer noch absetzen wenn es einem wirklich gut geht.
Nach der Ankunft in Portobello haben wir dann ordentlich unseren Landgang gefeiert und verbrachten zwei tolle Tage mit Bettina, Karsten, Boris, Jürgen, Rahel und diversen Polen und Holländern in Captian Jack's Hostel.