Donnerstag, 3. November 2011

Caral und Chavin de Huantar - die ältesten Kulturen Amerikas

Zwei der beeindruckendsten Stätten die wir in Peru besucht haben, waren Caral und Chavin de Huantar.
Caral liegt etwa 200 km nördlich von Lima und ist die älteste Stadt des amerikanischen Kontinents, datiert auf etwa 3000-1200 vor Christus. In seiner Blütezeit lebten dort etwa 1000 Personen. Caral selbst besteht aus 6 Pyramiden, die als Zeremonialzentren genutzt wurden. Man entdeckte in der Nähe der Pyramiden Bauten, die voraussichtlich den Priestern gehörten sowie der Elite. In jeder Pyramide und in jedem Wohnhaus fand man Feuerstellen, in denen Tag und Nacht Zeremonialfeuer brannten. Weiter außerhalb von Caral lebten Bauern und Fischer, die das Zentrum mit Nahrungsmitteln versorgten. Um die eigentliche Stätte herum fand man weitere 20 kleinere Zentren, die selbst auch mehrere wenn auch kleinere Pyramiden beheimaten. Ganz spannend war es zu sehen, dass der Quipu, Knotenschnüre, die der „Buchführung“ dienten, aber auch als Nachrichtenmittel
Quipu
fungierten, der auch noch von den Inka benutzt wurde, hier quasi erfunden wurde. Auch fand man in der Hauptpyramide einen Mann, der ganz offensichtlich dort geopfert wurde, da sein Kopf eingeschlagen war und er an Händen und Füßen gefesselt war. In den umliegenden Pyramiden fand man 3 Leichen von Kleinkindern, die allerdings keine Verletzungen aufweisen, was vermuten lässt, dass sie nicht geopfert wurden, sondern als Kinder von Adeligen dort begraben. Was allerdings nicht aufzufinden ist, weder in Caral, noch in den umgebenden Stätten sind einerseits Waffen, was auf eine sehr friedliche Kultur hinweist andererseits aber auch ein Friedhof. Bis heute ist es den Forschern ein Rätsel, was die Caral mit ihren Toten gemacht haben.

Weiter führte uns der Weg nach Chavin de Huantar, das bis zur Entdeckung von Caral als die älteste Kultur Amerikas galt. Hier waren vor allem die Galerias beeindruckend: im Neuen Tempel gibt es eine Art Katakomben: superlange Tunnels, die durch kleine Fenster mit frischer Luft versorgt werden. Es ist bekannt, dass nur die Priester Zugang zu den Galerias hatten und es wird darüber spekuliert, ob sie nicht manchmal auch dazu dienten um den Normalsterblichen Angst zu machen, indem plötzlich irgendwelche Geräusche aus dem Boden kamen. Was man allerdings auf jeden Fall sagen kann, ist dass sie Opfergaben bargen.
In einer der Galerien konnten wir den Lanzón bewundern, eine 4,53m hohe, in Stein gehauene Gottheit. Vermutlich verkörpert sie die Weltenachse, eine Art Mittler zwischen der Ober-, Mittel- und Unterwelt der Chavin. Da man in der Skulptur auch einen von oben eingearbeiteten Kanal gefunden hat, wird von einigen Forschern vermutet, dass auf sie das Blut von Opfern gegossen wurde.
In dem zur Stätte gehörenden Museum konnten wir den Tello-Obelisk als Original genießen, von dem wir in Lima schon eine Kopie gesehen haben. Auf dem Obelisk sind zwei Krokodile dargestellt, die auf den ersten Blick gleich erscheinen, beim näheren Hinsehen sich aber als Darstellungen der, in vielenindigenen Kulturen verehrten, Dualität herausstellen: weiblich-männlich,Regenzeit- Trockenzeit, Oberwelt-Unterwelt. Auch die Vogelwächter, die am Schwarz-Weiß-Portal des Neuen Tempels den Eingang bewachen, sind Darstellungen eben dieser Dualität. Das Schwarz-Weiß-Portal trägt diesen Namen, weil den Eingang zum Neuen Tempel auf einer Seite weißen Marmorplatten, auf der anderen Seite schwarzen Kalksteinplatten flankierten. Im neuen Tempel wurde die Lächelnde Gottheit aufbewahrt, die wir ebenfalls im Museum gesehen haben.

In der Stadt Chavin de Huantar wurde gerade zu der Zeit als wir da waren 108. Geburtstag der Stadt gefeiert und wir konnten uns den Umzug der umliegenden Ortschaften, die zum Gratulieren gekommen sind anschauen. Lange blieben wir allerdings nicht, denn es zog uns weiter nach Huaraz an die Cordillera Blanca und zum Klettern.