Sonntag, 19. Februar 2012

Mayas: Copán und Tikal

Copán und Tikal sind große Ruinenstätten in Honduras und Guatemala. Beide Zentren entwickelten sich um 200 n. Chr. zu großen Stadtstaaten mit einer langen Herrscherdynastie. In Copán herrschten 16 überlieferte Gott-Könige, bis die Stadt ihren Niedergang am Ende des 9. Jahrhundert erlebte. Vermutlich konnte die große Zahl der Bewohner, die sich im Copán-Tal angesiedelt hatten nicht mehr ausreichend mit Nahrung versorgt werden. Hungersnöte durch lange Trockenperioden und vermutlich großflächige Erosionen der Talhänge aufgrund großflächiger Abholzung taten ihr übriges. Der heute zu besichtigende archäologische Komplex verdankt sein Aussehen den letzten Herrschern, die zwischen 650 und 800 in Copán regierten. Wie immer könnt ihr genauere Informationen auf Wikipedia bekommen.
Da wir gegen Mittag Copán erreichten aber nicht bis zum nächsten morgen warten wollten bis wir endlich unsere ersten Mayaobjekte sehen konnten, besichtigten wir erst das Museum der Skulpturen und am nächsten Tag die Ruinenstätte. Das Museum besticht durch eine Replik des „Rosalia“ Tempels den Archäologen unter der größten Pyramide in Copán entdeckt haben. Das einmalige an der Kunst in Copán sind ihre Stelen (steinerne Säulen aus Tuffstein) die dreidimensionale Skulpturen der Könige in unterschiedlichen Prunkgewändern zeigen. Eine jede Stele ist mit zahlreichen Hieroglyphen meist auf den Schmalseiten und der Rückseite verziert, anhand denen Forscher genaue Datierungen von z.B. Inthronisationen, Geburten oder Kriegen heraus lesen konnten. Uns beeindruckte die enorme Vielfalt der Bildsprache und ihre filigran gearbeiteten Ausführungen auf den unterschiedlichen Stelen. Die Darstellungen der Figuren auf der Vorderseite kennt im Detailreichtum fast keine Grenzen. Es ist ein schöner Gedanke, dass das heutige Europa zu dieser Zeit im frühen Mittelalter zwar Pferde, das Rad und andere Annehmlichkeiten hatten aber eine solche Kunst wohl nicht erreicht wurde.
Um Ihren Stelen und den zahlreichen Gebäuden mehr Glanz zu verleihen, waren fast alle Tempel mit Stuckarbeiten und ganz flächigem glatten Putz versehen. Dieser wurde in der frühen Phase meist rot bemalt, wohingegen in den späteren Perioden das Farbspektrum erweitert wurde. Heute ist meist nur noch selten etwas der roten Farbe zu sehen. Die Replik des Rosalia-Tempels im Museum verdeutlicht jedoch sehr eindrucksvoll die gesamte Farbpalette, die zum Einsatz kam.
Große Aras (Papageien) waren bei den Mayas symbolträchtige Tiere. Zum einen schmückten ihre Feder die Kleidung und Kopfbedeckungen der Herrscher und waren teure Tauschwaren, zum anderen war der Vogel das Symbol für den Sonnengott K'inich Ahaw. Der Ballspielplatz in Copán wurde an jeder längs Seite jeweils von drei aus Stein gemeißelten Araköpfen umgrenzt. Uns flogen diese großen wunderschönen Tiere beim Eintritt in die Ruinenstätte entgegen und ließen sich immer wieder zu Paaren unter lauten Getöse in den umliegenden Bäumen nieder, was eine fast schon zauberhafte Stimmung kreierte.
Der Kern der Ruinenstadt umfasst einige Pyramiden mit langen Treppen die bis zu den obersten Plattformen reichten, wo sich meistens die Heiligtümer in kleinen Räumen verbargen. Eine der Pyramiden hatte eine 63ig stufige Treppe auf der mindestens 1000 Hieroglyphen eingearbeitet waren. Leider sind durch Erdbeben und den Verfall über die Jahrhunderte nur die ersten 15 Stufen in ihrer originalen Reihenfolge erhalten. Durch Tunnelarchäologie wurde unter der größten Pyramide wie bereits erwähnt der Rosalia Tempel entdeckt. Nicht alle originalen Stelen stehen im Museum der Skulpturen, sondern sind zwischen den Ruinen zu bewundern. Teilweise kann man auch noch viel Glyphen an den Wänden der Tempel erkennen und bestaunen.
Tikal ist ebenfalls eine der großen Stadtstaaten die es zu einer bedeutenden Blüte gebracht hatte. Die Ruinen liegen in einem dichten Urwald, der ca. 30km von großen Bevölkerungsflächen entfernt ist. Somit sind für den Besucher deutlich mehr Tiere während einer Wanderung zu sehen als üblich in solchen Städten. Wir konnten auf unserem Weg Unmengen von „Spider-monkeys“, Brüllaffen und anderen Säugetiere beobachten. Tikal besticht mit vielen Pyramiden, die zwar alle Mayastädten gemeinsam haben, die in Tikal sind jedoch deutlich höher als andere. Durch seitlich angebaute Holztreppen kann man zwei der Pyramiden besteigen und hat von Templo IV einen wunderbaren Blick über die Baumwipfel und von Templo II eine tolle Aussicht auf den großen Platz. Leider sind in Tikal die Überreste der Hieroglyphen sehr selten und somit wandert man meistens durch Ruinen die nur durch ihre Art der Baukunst und der Gestaltung beeindrucken. Da Tikal sich jedoch auf einem sehr großen Areal erstreckt konnten wir tolle 8,5h in der Natur und zwischen den Ruinen verbringen. Danach zog es uns weiter nach Mexiko unser bis jetzt vorletztes Land der Reise.