Montag, 29. August 2011

Bye Bye Bolivia

Wir sind jetzt seit vier Tagen in Peru aber wir wollen noch einen kurzen Nachtrag zu Bolivien machen:
Nach der Durchquerung der Salar de Uyuni sind wir Richtung Norden durch die Städte Potosi, Sucre, Aiquile und vorbei an der archäologischen Stätte von Samaipata bis nach Santa Cruz getrudelt. In Potosi machten wir die ersten Bekanntschaften mit dem chaotischen Fahrverhalten der Autofahrer und lernten schnell, dass die Hupe, das wichtigste Teil eines Autos ist, wohingegen die Bremse als
Allerletztes zur Anwendung kommt. In den folgenden Tagen verbrachten wir viele Stunden im Auto und dies zog sich durch unsere gesamte Bolivien Reise. Erst am Titicacasee, wo wir zwei Tage Pause machten und dann kurze Zeit später in La Paz, wo wir eine Woche überbrücken mussten, da mal wieder etwas an der Kamera defekt war, haben wir uns mehr Ruhe gegönnt.
Wir haben auf dem Weg nach Santa Cruz das Altiplano verlassen, konnten bei einer Routinekontrolle der Drogenpolizei gleich ein Schwätzchen machen und in die staunenden Gesichter blicken als wir erzählten, dass wir in diesem (Chaos-)Auto schlafen. Da wir durch unzählige fruchtbare Flusstäler kamen, konnten wir uns in jedem Dorf mit frischem Gemüse eindecken was unseren Speiseplan sehr erweitert hat. Bei einem Abstecher in den Wald haben wir zwei ältere Herren als Anhalter mit genommen, die seit 20 Jahren nicht mehr in ihrem Heimatdorf waren. Am gleichen Abend trafen wir einen Obstbauern, der uns, nachdem er uns 15 Orangen geschenk hatte, erzählte, wie er als Kind Che Guevara bei seinen Eltern auf dem Bauernhof zu Besuch hatte. Er berichtete stolz das Che zwei Pistolen, eine Machete und zwei Uhren trug und ihnen einen Liter Milch abkaufte bevor er seine Wanderung nach Samaipata fortsetzte.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Santa Cruz sind über Concepcion weiter nach Trinidad durch das Flachland Boliviens gefahren. Nach dem wir kurz nach Santa Cruz für eine Brückenmaut unglaubliche 70 Bolivianos zahlen sollten (runter gehandelt auf 20, was immer noch zu viel war), mussten wir nach Trinidad mit unserem letzten Bargeld eine abenteuerliche Flussüberquerung per Floss bezahlen. Wir wurden auf Holzflößen übergesetzt, die von kleinen Motor-betriebenen Bötchen und fanden das schon nicht ganz ungefährlich. Aber als wir sahen, dass dort auch 40ton Bagger und LKW's über den Fluss
gebracht wurden, war es uns wieder wohler. Im weiteren Verlauf konnten wir am Straßenrand Alligatoren, Wasserschweine und viele verschiedene Vögel beobachten und fotografieren. Nach Trinidad waren die Straßen nicht mehr geteert und ab Yucumo wo wir ins hügelige und bewaldete Bergland eintauchten wurden die Straßen noch schlechter. Es gab mehrere Tage hintereinander an denen wir nicht viel mehr als 100km schafften, obwohl wir 5-6 Stunden fuhren. Zu den schlechten Straßenverhältnissen kam noch das für uns bis jetzt recht unbekannte Problem hinzu, dass wir keine geeigneten Schlafplätze fanden. Es gab so gut wie keine Stichstraßen und freie Flächen auf die wir uns hätten hinstellen können. Oft haben wir uns an Flussläufe gestellt an denen Kies für dem Straßenbau abgetragen wurde. Die Bauarbeiter waren durchweg sehr freundlich und begannen immer einen netten Plausch.
Ab Caranavi entschlossen wir nicht direkt nach La Paz zu fahren und nahmen den Umweg über Maipiri und weiter nach Sorata. Ab Maipiri haben wir uns in einer zweitägigen Abenteuerfahrt entlang des Rio Maipiri und des Rio Consata nach Sorata durchgearbeitet. Teilweise war die Straße nur so breit, dass unser Dicker gerade durch passte. Wir mussten beide unsere Nasen aus dem Fenster halten um auf der einen Seite so nah wie möglich am Berghang zu fahren und auf der anderen Seite zu signalisieren wieviel Platz noch bis zum Abgrund ist (und das alles nach unserem Unfall, ihr könnt euch vorstellen wie schnell unsere Herzen schlugen). Erst waren wir nur ca. 50m über dem Fluss. Im weiteren Verlauf schraubten wir uns dann hoch auf 150-200m. Die einspurige Straße führte an vielen Goldminen und kleinen Dörfern vorbei. Nach einer spannenden Serpentinenauffahrt von ca. 1000 Höhenmetern hatten wir eine tolle Aussicht über die Flusstäler. In Sorata (2700m) übernachteten wir bei Stefan, der ein kleines Café betreibt und als Schweizer Bäcker eigenes Brot und Brötchen verkauft. Nach den Unruhen in Bolivien 2002/03 unterstützt er durch ehrenamtliche Arbeit die Kinder von Sorata. Wer mehr erfahren möchte: http://help4sorata.ch.
Die letzten 2000 Höhenmeter ab Sorata absolvierten wir in ca. 40km um wieder auf dem Altiplano auf 3850m an zu kommen. Unserem Dicken gefällt die Höhe gar nicht, er kommt zwar immer noch gut voran aber dafür qualmt er wie eine Dampflok. Angekommen am Titicacasee entspannten wir uns erst einmal. Sahen den Fischern zu und befreiten unseren Dicken von der Staubschicht, die sich in den letzten zwei Wochen angesammelt hatte. Wir wuschen ein letztes Mal unsere Fahrräder im See und verschenkten sie drei Tage später in La Paz an ein Kinderheim. Nach einem 2 stündigen Zickzack-Krus wegen Straßenblockaden durch die Vororte von La Paz, verbrachten wir die erste Nacht bei Ernesto Hug, in der wahrscheinlich saubersten und aufgeräumtesten Werkstatt Südamerikas (nochmal vielen Dank dafür). Die nächsten
beiden Nächte standen wir auf dem nicht so schönen Parkplatz des Hotels Oberland, wo wir die ersten längeren Kontakte mit Panamericana-Reisenden machten. Wir tauschten Karten gegen Reiseführer und bekamen und gaben den ein oder anderen Tipp. Und endlich konnten wir nach Ewigkeiten wieder mit unseren Familien skypen. Nach einem Abstecher zur archäologischen Stätte von Tiwanaco nutzen wir die letzten 3 Tage in La Paz zum Klettern. Wir trafen Willy, Scotty (Hund) und Georgy (Katze) und verbrachten sehr nette Nachmittage und Abende in Willy's 1968er Mercedes Benz LKW mit Hund und Katze. Und dann führte uns der Weg weiter nach Peru.