Zuhause 4x4 -Reloaded-

24. März 2012
29 Tage ohne Kupplung (Und immer klemmt die Kupplung)

Vor mehr als 4 Wochen haben wir auf der Schnellstraße nach Veracruz einen Pickup mit Motorschaden abgeschleppt. Die Leute des Wagens warteten schon mehrere Stunden winkend auf dem Standstreifen aber es wollte wohl keiner anhalten. Die deutschen Engel, so wie wir schnell heißen, kamen, sahen, packten das Abschleppseil aus und zogen los.
Nach etwa der Hälfte der knapp 100km konnten wir erst unsere Gänge nicht mehr richtig wechseln und bei einer kurzen Rast auch nicht mehr im Stillstand einlegen. Also gut, da es schon dunkel war haben wir dann immer mit eingelegtem 1.Gang den Motor gestartet und konnten mit Fuß auf der Bremse auch einigermaßen Anfahren und Abbremsen.
Am nächsten Morgen sind wir dann mit insgesamt 4 Erwachsenen, 2 Jugendlichen und 2 Kindern nochmals 80km zur Ranch von Irneo gefahren. Dort haben wir dann die erste Ursachenforschung durchgeführt. Da wir den Nehmerzylinder und die Kupplung mit samt Ausrücklager vor der Reise getauscht haben, konnten wir uns nicht vorstellen, dass dort der Fehler lag. Also bleibt nur der Geberzylinder. Gesagt getan; ausbauen, zerlegen, begutachten, ist man ja als Versuchsingenieur gewohnt und man soll ja auch nicht aus dem Training kommen.
Kolbenbohrung hat tiefe Riefen und die Dichtung sieht auch nicht so doll aus. Fazit: Pumpe ist nicht in der Lage auf Grund erhöhtem Verschleiß ausreichend Druck zu erzeugen!
Wir machen uns mit dem Bus auf in die nächst größere Stadt und versuchen einen vergleichbaren Ersatz zu bekommen. Wir werden fündig, erkennen aber zu spät, nämlich erst an der Ranch, das der Kolben der Pumpe nicht 19mm, sondern nur 16mm im Durchmesser hat. Na ja, ein Versuch ist es Wert. Eingebaut, entlüftet, gleiche Fehlermeldung. Also alles wieder auf Anfang und die originale, vermeidlich defekte Pumpe wieder eingebaut. So muss es jetzt erst Mal weiter gehen.
Wir verabschieden uns nach 4 Tagen auf der Ranch und fahren langsam und behutsam weiter. Da Agnes zu der Zeit in wenigen Tagen für eine Woche nach Deutschland fliegt, wird sie die neue Kupplungsgeberpumpe von dort mitbringen (da in Mexiko mal wieder das „no-hay-Syndrom“ herrscht).
Nach ihrer Rückkehr bauen wir am nächsten Tag direkt auf einer Tankstelle die neue Pumpe ein. Voller Erwartung probieren wir ob die Kupplung trennt und die Gänge eingelegt werden können aber wir waren nicht erfolgreich!!
O.k. jetzt kann es nur was in der Kupplung sein. Vielleicht weiß der Land-Rover Händler in Mexiko-Stadt einen Rat und hat vielleicht eine Sonde um mal in Kupplungsglocke zu schauen. Nach einer Irrfahrt durch die Vororte der Vororte (ein Glück, die Stadt hat soooooo viele kleine Gassen) kommen wir endlich gegen 13Uhr an. Man sagt das man ab 16 Uhr Zeit finden wird danach zu schauen. Wir gehen erst Mal was Essen und kommen wieder und stellen fest, man wechselt den Nehmerzylinder, da ja der Geberzylinder neu ist. Sie bauen ein, entlüften und … Gang kann nicht eingelegt werden...Na gut mal wieder bitte alles auf Anfang. Das zerlegen des Auto soll natürlich in der Werkstatt 2000 Dollar kosten. Aber wir wissen was zu tun ist und brauchen nur einen Platz zum selber schrauben. Nach Feierabend als der Chef schon weg ist kommt der Monteur, der an unserem Auto gearbeitet hat zu uns und sagt, er hätte eine Werkstatt in der wir arbeiten könnten aber er hat am Wochenende schon was vor und er muss uns erst abklären ob es geht. Wir schlafen die Nacht auf dem Parkplatz vor der Land Rover Werkstatt. Wir sind nervös und schlafen schlecht da wir nicht wissen wie es weiter geht aber es gibt mal wieder, wie immer auf unserer Reise, Hoffnung. Am nächsten morgen kommt Alonso zu uns und sagt wir können seine Werkstatt benutzen aber Einzelheiten kann er jetzt nicht besprechen, wir sollten in der Nähe warten bis er Feierabend hat. Das Warten wird lang und noch länger, da wir noch zufällig bei einer Tauffeier eingeladen werden...Die wird vom Vorgesetzten von Alonso ausgerichtet und wir erkennen, das hier Arbeit aus der Werkstatt in die privaten Hände der Mitarbeiter transferiert wurde. Wir schaffen es noch den Preis deutlich zu senken und können jetzt die Werkstatt für 30Euro am Tag nutzen.
Nach einer langen Anfahrt kommen wir gegen 21Uhr beim Haus von Alonso an und können am nächsten Morgen, nach wiederholtem Demontieren unserer Reservetanks, den Wagen, mit durch Spanngurten zusammen gezogener Hinterachsfedern, in die Werkstatt fahren (die Werkstatt war nämlich zu niedrig für unseren Dicken). Wir beginnen um 9 Uhr die Kardanwellen ab zuschrauben und haben um 13:00 die Kupplung in den Händen.
Der Fehler, der uns so viele Wochen auf Trab gehalten und so viele Nerven gekostet hatte, war eine gebrochene Feder im Ruckdämpfer der Reibscheibe. Jetzt wurde uns auch klar warum wir schon in Ecuador ein seltsames Schwingen im Antriebsstrang spürten. Es waren nicht die Gelenkwellen wie alle sagten, die auch kein Spiel haben, sondern der weicher gewordene Torsionsdämpfer in der Kupplung. Beim Abschleppen des Pickups ist die Feder dann vermutlich in weitere Teile gebrochen und eines der Bruchstücke ist dann in die Kupplungsbetätigungsrosette gelangt und hatte verhindert, dass an einem Teil des Umfangs die Kupplungsbetätigung nicht richtig funktionierte.
Die Bruchstücke konnten komplett entfernt werden und wir konnten am nächsten Tag, Montag obwohl Feiertag war, die Kupplung reparieren lassen. Es wurde nicht nur eine neue Feder eingebaut, sondern die Reibbeläge wurden gleich mit gewechselt.
Am gleichen Nachmittag machten wir uns noch an den Zusammenbau und sind am Abend noch komplett fertig geworden. Auf unsere Erfolgreiche Reparatur und die unbeschwerte Weiterreise tranken wir dann spontan mit Alsono und Sara 1½ Flaschen Tequila und feierten noch bis halb 2 Uhr morgens...
Mal wieder zeigt sich, das ein Defender ein unglaublich tolles Auto ist, der einfach aufgebaut ist und nur mit wenigen Hilfsmitteln fast überall reparierbar ist.

Ich schulde euch noch einen Bericht zu unserem Zahnriemenwechsel auf dem Parkplatz in Columbien

Montag, 04. April 2011

Nach einigen kleinen technischen Schwierigkeiten konnten wir endlich am Donnerstag lackieren. Der Lack ist zwar nicht glänzend geworden und man kann unsere Schleifspuren noch gut sehen aber der Dicke ist überall wieder schön blau. Wie ihr in der Bildergalerie vom Zusammenbau sehen könnt, haben wir am Samstag unsere neu gefertigte Windschutzscheibe kaputt gemacht. Sie war wie die restlichen Fenster, die wir bestellt haben mit einer unglaublichen Sorgfalt hergestellt worden, so dass eine Ecke nicht genau passte und schon bei dem leichtesten Druck beim Einfädeln platzte...Naja, auf jeden Fall haben wir was gelernt: Glaser ist nicht gleich Glaser und vor allem nicht am A. der Welt.
Aber diese Rückschläge haben uns nicht abgehalten. Am Samstag und am Sonntag waren wir fleißig und haben die Türstreben und das Dach montiert. Dazu haben wir sämtliche Fenster in den Türen neu eingesetzt und ausgerichtet. Heute am Montag konnten wir mit dem Wiedereinbau der Möbel beginnen und sind erstaunlich weit gekommen. Bis einige Kleinigkeiten ist alles an seinem Platz. Es macht richtig Spaß zu sehen wie der Dicke wieder seinen Geist des Reisens bekommt. Wir hoffen in 2 bis 3 Tagen soweit zu sein, dass wir weiter fahren können.



















Mittwoch, 30. März 2011

Ist gerade nervenaufreibend...Es regnet und es ist kalt; keine guten Voraussetzungen fürs Lackieren. Außerdem hat die Garage in der wir arbeiten keinen Strom, also müssen wir einen Generator und einen Kompressor organisieren und das stellt sich ebenfalls als schwierig dar. Bisher konnten wir nur alles abschleifen, entfetten, abkleben und jetzt warten wir auf gutes Wetter und einen Generator ;)





Ist gerade nervenaufreibend...Es regnet und es ist kalt; keine guten Voraussetzungen fürs Lackieren. Außerdem hat die Garage in der wir arbeiten keinen Strom, also müssen wir einen Generator und einen Kompressor organisieren und das stellt sich ebenfalls als schwierig dar. Bisher konnten wir nur alles abschleifen, entfetten, abkleben und jetzt warten wir auf gutes Wetter und einen Generator ;)

























 
Sonntag, 27. März 2011
Wir hätten nie gedacht, dass wir unseren Dicken wirklich mit unseren bloßen Händen und mit Hämmern in verschiedensten Größen wieder richten könnten und dass wir dafür nur zwei Wochen brauchen würden. Und doch ist er jetzt zurecht geschoben, ausgeklopft, abgedichtet und wartet auf neue Farbe. Leider spielt das Wetter nicht mit und auch die höheren Mächte werfen uns gerade Steine in den Weg: der Generator funktioniert nicht, unsere Türen werden nicht fertig... Aber wir waren fleißig:

Das Dach


Eines der größten Probleme. Die Beulen waren riesig und das Dach hatte an der Stelle, an der es mit dem Rahmen verbunden wird, komplett seine Form verloren. Ein Tag ausklopfen war nötig, bis die Dellen raus waren und das Dach einigermaßen seine Form hatte. Da eine der Dachscheiben kaputt
gegangen sind, haben wir die Aussparung dafür mit einem Blech zugemacht, die Scheibe, die überklebt hat, werden wir versuchen wieder einzusetzen. Das Dach müssen wir noch abrichten und evtl. lackieren.




Die Windschutzscheibe

Der Rahmen der Windschutzscheibe ist inklusive dieser zerbrochen und war verbogen. Claus und Julio hatten ihn zusammengeschweißt  und zurechtgebogen. Die Windschutzscheibe lassen wir einbauen, sobald der Rahmen lackiert ist.















Die Laterale


In das Lateral der Fahrerseite war der Schrank eingebaut mit der Aluminium-Klappe. Das hat wohl bei dem Sturz viel Stabilität gebracht und das Lateral war dementsprechend nur wenig verbogen, so dass wir es richten konnten. Das Lateral der Beifahrerseite ist komplett hinüber.
Vielleicht könnte man das mit viel Geklopfe noch richten, wir haben allerdings entschieden, dass sich der Aufwand nicht lohnt. Auch deswegen nicht, weil Julio uns dabei geholfen hat ein Lateral von einem Defender 109 zu einem fairen Preis zu ersteigern. Das erspart uns mindestens zwei Tage Arbeit.


Die B-Säule


 
Beide B-Säulen waren komplett verbogen. Die eine haben wir richten können, indem wir sie erhitzt haben und zurecht gebogen, die andere musste aufgeschnitten und neu verschweißt werden.




Die Türen
Auch die Türen sind komplett verbogen. Zum Glück haben die Schlösser überlebt und es ist nur ein Türgriff kaputt gegangen. Auch hat eine Scheibe überlebt. Die Türen lassen sich inzwischen alle so weit schließen, die einen besser, die anderen weniger gut. Aber sie sind fürs erste Dicht und vielleicht können wir sie im Verlauf der Reise austauschen, wenn wir feststellen sollten, dass sie nicht mehr einsatzfähig sind.

Natürlich ist jetzt die ohnehin schon geringe Stabilität der Karosserie gar nicht mehr gegeben. Wir grübeln mit Julio über einem Überrollkäfig. Schwierigkeiten macht uns dabei der geringe Raum im inneren, so dass wir den Käfig nach außen verlegen müssen. Außerdem erlaubt es der Platzmangel nicht, dass wir Diagonalverstrebungen durch den Fahrerraum in den Käfig einbauen können: die Sitze sind dabei im Weg, also überlegen wir nach einer Konstruktion, die diagonal und um die Sitze herum gehen kann. Mal schauen, was uns dazu so einfällt.


Mittwoch, 16. März 2011
Viel können wir noch nicht machen, jetzt wo wir noch keine Ersatzteile haben. Wir klopfen gerade alles aus, was geht und schauen so lange in der Umgebung herum, wo sich Teile finden lassen. Gestern haben Julio, unser Gastvater, und Claus den Rahmen der Windschutzscheibe geschweißt, in der schönen, kleinen, alten Werkstatt der Familie.
Unsere Hoffnung ist die, dass wir
unsere originale
 Windschutzscheibe
vom 110er wieder einbauen können. Unser Dach ist zwar quasi hoffnungslos verbeult aber wir können eventuell ein Dach von einem 109er Modell verwenden. Wenn es möglich ist, die Front und das Heck unseres Daches auf das 109er Dach zu montieren, hätten wir ein neues Dach UND könnten unsere (größere) Windschutzscheibe und die Hecktür behalten.
Aber erstmal Daumen drücken, dass die Seitenteile des 109ers auf unseren Dicken draufpassen und dass wir unsere Seitenklappe wieder verwenden können.



Montag, 14. März 2011

 Das war er also, unser "Gordito" als wir ihn vor fast einem Jahr gekauft haben. Da wusste er auch noch nicht was ihm blüht! Zwischendurch sah er mal so aus:








Und dann wurde er schöner...
...und schöner...
...und schöner...













Doch wissen wir Schönheit ist vergänglich...und manchmal trifft einen das Leben ganz schön hart...










Aber die inneren Werte zählen ja bekanntlich und die sind nach wie vor einwandfrei. Es geht nur um die äußere Hülle. Die sollte natürlich aber auch sicher sein. Wer weiß wie viel schlimmer die Strassen hier noch werden können.
Diesen Samstag (12.03.2011) haben wir beschlossen den Dicken hier, in Coyhaique, Chile zu reparieren. Der Plan war erstmal einen Überblick zu bekommen. Das Auto ist aber leider in einem so schlimmen Zustand, dass wir immer mehr abmontieren mussten, um wenigstens annähernd einen Überblick zu bekommen, Was dazu führte, dass das Auto erst als Cabrio,








      ...dann als Pick-Up-Cabrio...

...und dann einfach nur nackig vor uns stand.



















Da wir hier kaum an erschwingliche Ersatzteile kommen, wird das Auto mit Sicherheit sehr abenteuerlich aussehen, wenn's mal fertig ist. Und mal ehrlich, auch wenn wir beide es wirklich hoffen und glauben; wirklich vorstellen können wir es uns noch nicht, dass wir eines Tages wieder in diesem Zuhause leben können, mit dem größten Wohnzimmer: Der Welt :)