Dienstag, 30. August 2011

Im Land der Inka

Wir sind jetzt seit ein paar Tagen in Peru und bevor ich von unseren Erlebnissen zu sprechen komme, möchte ich noch ein paar Worte zu unseren Grenzübergängen verlieren, denn oft hören und lesen wir von Reisenden, die Schwierigkeiten an der Grenze haben, die Schmiergeld zahlen sollen und so weiter. Wir hören und lesen dann aber auch, dass sie der Aufforderung nicht Folge leisten, was sehr wichtig ist, angesichts der Vorstellung von dem überreichen Gringo, der sich das Geld aus der Tasche ziehel lässt, die hier vorherrscht. Wir hatten bisher immer Glück mit unseren Grenzübergängen. In Argentinien und Chile sind wir sogar richtig gerne über die Grenze gegangen, denn es gab meistens was zu lachen, nette Beamte, verrückte Begegnungen. Trotzdem wussten wir, dass sich das ändern wird, wenn wir weiter in Richtung Norden fahren werden. Aber auch da hatten wir bisher Glück. Bei der Einreise nach Bolivien (wir reisten über Colchane aus Chile ein) klärte uns der Beamte vom Zoll, bei dem wir unser Auto einführten, ausführlich über unsere Rechte und Pflichten auf und warnte uns vor Gefahren. Aus Bolivien reisten wir dann über Desaguadero aus, den Grenzübergang südlich von Copacabana. Die Grenze ist superchaotisch, denn sie liegt mitten in der Stadt. Damit LKWs mit ihren Ladungen nicht über die Grenze gehen müssen, werden sie vor dieser entladen und dreirädrigen Fahrrädern mit Ladefläche über die Grenze gekarrt. Da die Fahrer pro Ladung bezahlt werden, rasen sie mit den Geräten richtig schnell und können meist nicht bremsen. Und mitten in dem Gewusel sind wir beiden. Hier hatten wir es lediglich mit einem Bezirkspolizisten zu tun, der was für sich abzwacken wollte, aber als wir darauf bestanden alles mit Beleg und in Soles abzuwickeln, ließ er schnell von seiner Idee ab.
Erst gestern habe ich auf der Homepage anderer Reisender eine viel schlimmere Geschichte gelesen, dass wirklich JEDER Grenzbeamte die Hand aufgehalten hätte und zwar ohne Umschweife, aber die beiden haben sich sehr tapfer geschlagen und haben nichts bezahlt. Ich bin jedenfalls froh, dass wir eine solche Situation noch nicht hatten. *Daumendrück*, dass das so weitergeht!!
So und nun zum Schönen: Auch wenn wir es sehr genossen haben in Argentinien und Chile durch wunderbare und wunderschöne Landschaften zu fahren, so sind wir sehr gespannt auf das was jetzt kommt, denn jetzt bewegen wir auf den Spuren der alten Kulturen. Mir als ehemaliger Altamerikanistin geht das Herz auf, wenn ich an die teilweise kolossalen Bauten und Figuren mit ihrem filigranen Schmuck denke und auch Claus hat sich schon vor Jahren von meiner Leidenschaft anstecken lassen. Nun sind wir also endlich da, im Land der Inka, aber auch den wunderbaren Kulturen, die hier vor den Inka geherrscht haben. Angefangen haben wir in Sillustani, wo wir sehr schöne chullpas gesehen haben. Das sind eine Art Türme, die bis zu 12 Meter hoch waren und zunächst den Colla und Tiwanaku und dann den Inka als Begräbnisstätten dienten. Die Körper wurden mitsamt Grabbeigaben in einer künstlichen Höhle begraben um die herum dann ein Turm gebaut wurde. Der winzige Eingang zu der Stätte wurde nach der Beisetzung des Leichnams und der Grabbeigaben geschlossen. Je nachdem aus welcher Zeit die chullpas sind, sind die Außentürme mit Kalk verschönert oder aus riesigen Steinen oder, nach der Bauweise der Inka, aus exakt aneinandergefügten Steinen gebaut.
Von Sillustani aus sind wir ziemlich direkt nach Arequipa gefahren und uns hier bei einer netten Dame für relativ wenig Geld eingenistet. Wir schauten uns die Stadt an, besuchten das Kloster Santa Catalina mit abgefahrener Geschichte: eine Reiche Witwe hatte es 1580 gegründet. Damals war es in Peru so Gang und Gebe, dass das jeweils zweite Kind einer reichen spanischen Familie in den Kirchendienst eintreten musste. So versammelten sich die reichen Töchter in Santa Catalina. Sie bewohnten dort kleine Suiten, hatten Sklaven und Diener und feierten wohl schöne Parties dort, bis die gute Frau verstarb und von einer Spielverderberin ersetzte, die dem schönen Leben radikal ein Ende setzte. Ich habe in meinem Leben noch nie ein so ausgestattetes Kloster gesehen. Jaja, Nonne im 16Jh sollte man sein;)
Aber wir haben uns hier nicht nur vergnügt, wir haben etwas getan, das wir seit Anbeginn der Reise nicht getan haben: Wir haben begonnen unsere Reise zu planen...naja, ihr wenigstens einen groben Rahmen zu geben. Da wir demnächst in Länder einreisen werden, in denen die Regenzeit anfängt und auch unsere Reisezeit sich langsam dem Ende neigt, haben wir nen groben  Plan für Peru erstellt und uns einige Gedanken zu Ecuador gemacht. Leider fühlt es sich nicht sehr gut an ab jetzt nach einer Art Stundenplan zu reisen, wir werden ja sehen, wie lange wir uns an den Plan halten werden ;).
Ach so, und wir werden... naja, wie soll man sagen... aus moralischen Gründen Machu Picchu auslassen. Wir können es einfach nicht vertreten, wie de Stätte ausgebeutet wird. In der Hauptsaison wird sie von bis zu 4500 Besuchern PRO TAG!!!!! niedergetrampelt, durchschnittlich gehen 2500 Menschen dort durch. Die UNESCO verlangt seit Jahren, dass die Besucherzahl auf 800 am Tag höchstens reduziert wird, aber die Regierung will die Geldkuh Machu Picchu so lange melken, wie sie Milch gibt. Es gibt bereits schon Pläne wie man noch schneller noch mehr Touristen dahin bringt, in 3 Schichten!!!! Könnt ihr Euch so viele Touristen Fotos-knipsend, Schokoriegel-essend und Müll-auf-den-Boden-werfend im Petersdom vorstellen? Wir auch nicht, obwohl wir nicht sehr katholisch sind. Auch wenn die Stätte wirklich atemberaubend sein muss und auch in einer atemberaubenden Umgebung gelegen ist, wie kann man das denn genießen, wenn man von hunderten von Menschen umgeben ist.
Aber Peru ist mehr als Machu Picchu und wir haben uns ein paar Stätten herausgesucht, die aufwändiger zu besuchen sind aber nicht unmöglich..